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RECHT AUF STADT – Gesprächskreis zu Miet- und Wohnproblemen in Jena startet im April

„Jena hat ein Problem: Der Preis zum Wohnen.“ Keine neue Einsicht, aber deshalb umso mehr ein Grund stadtpolitisch aktiv zu werden und sich zusammenzutun. Als Teil des Jenaer Recht auf Stadt-Netzwerkes haben wir nun genau das vor: Gemeinsam mit anderen Aktivist_innen und Bewohner_innen der Stadt wollen wir Mietenwahnsinn und Wohnungskrise in Jena die Solidarität der Mieter_innen entgegensetzen.

Aus der Einladung für den Gesprächskreis:
„Probleme beim Wohnen zur Miete sind vielfältig und kein Einzelfall, sondern gehören zum Alltag vieler Menschen; auch und vor allem hier in Jena. Zumeist fühlt man sich machtlos gegenüber der Willkür von Hausverwaltung oder Vermieter*in. Der Rechtsweg ist ein notwendiger Schritt, erfordert aber einen langen Atem, zunächst viel Geld und wirkt zuweilen überfordernd. Wir wollen deshalb raus aus der Isolation und zusammen kommen, statt alleine kämpfen. Dafür bieten wir keine juristische Beratung, aber ab sofort einen Ort der Begegnung, des Austausches und der gegenseitigen Unterstützung.
Gemeinsam möchten wir unsere aktuellen und vergangenen Erfahrungen beim Wohnen zur Miete besprechen; dabei kollektiv nach Lösungen suchen, indem wir solidarisch ein Problem als eines von allen betrachten und das alles selbstorganisiert, sprich unabhängig von bestehenden Institutionen.“

Antikapitalistische Stadtpolitik oder „Wem gehört die Stadt?“

Was wollen wir als Linke denn nun mit der Idee vom Recht auf Stadt in Jena zum Ausdruck bringen?
Die Stadt ist ein Ort, an dem viele Menschen mit unterschiedlichsten Lebensstilen, Kulturen und Geschichten auf engem Raum nebeneinander leben. Für all jene, für uns, ist sie in der Regel Mittelpunkt des Lebens, was nur leider noch lange nicht heißt, dass sich die Ausgestaltung des städtischen Lebens auch an unseren Bedürfnissen orientiert. Im Gegenteil: Zunehmend orientiert sie sich an unternehmerischen Strategien. Städte werden zu Wirtschaftsstandorten, Wohnhäuser zu Objekten immobilienwirtschaftlicher Gewinnstrategien, riesige Konsumtempel werden gebaut und aus Fußgängerzonen werden Reklame-Galerien gemacht. Damit werden die funktionstragenden Elemente der Stadt von ihrem eigentlichen Sinn und Zweck (Häuser zum Wohnen, Straßen zum Austauschen) entfremdet. In der Tatsache, dass die Stadtentwicklung und öffentliche Raumgestaltung damit eher Marktlogiken und Standortpolitik folgt, als den Bedürfnissen der Bewohner_innenschaft, offenbart sich so mal wieder das ewig gleiche und elenden Spielchen des Kapitalismus: An den Imperativen von Wachstum und Profit prallen die Rufe nach Bedürfnisorientierung gehörlos ab.

In der „unternehmerischen Stadt“ von heute – Jena ist das beste Beispiel – gehörten die Straßen und Häuser also offensichtlich ganz und gar nicht denen, die drin wohnen (um einen alten Hausbesetzer_innen-Spruch zu zitieren). Grund genug, dass die Rufe nach einer „anderen“ Stadt noch lauter, die Unzufriedenheiten und Gegenvorschläge sichtbarer und die Praxis der Selbstorganisation und Wiederaneignung von Stadt noch stärker werden müssen. Wem gehört die Stadt? Diese Frage müssen wir stellen und in aller Deutlichkeit beantworten: Uns allen!

Weitere Infos und Hintergrundtexte zum Recht auf Stadt-Netzwerk in Jena findet ihr unter rechtaufstadtjena.noblogs.org
HIER findet ihr außerdem noch einen Redebeitrag unserer Gruppe, den wir im Oktober 2014 anlässlich der stadtpolitischen Nachttanzdemo gehalten haben.

Posted in Aktionen, Soziale Kämpfe/ Stadt.